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Dr. Ruth Diehl, 1987    Einführung von Dr. Ruth Diehl

   Phantasie + Präzision
   - Schmuck - Skulpturen - Bilder -
   Bayerische Vertretung Bonn, 17. September 1987

   Herr Staatsminister,
   Herr Altoberbürgermeister,
   meine sehr verehrten Damen und Herren!

Diese Ausstellung - die 8. Einzelausstellung von Franziska Kelz-Blank - erscheint auf den ersten Blick weniger spektakulär als die Schau der britischen Kronjuwelen, welche bis vor kurzem Besucherströme ins Bonner Rathaus lenkte. Worin liegt denn das Sensationelle des königlichen Schmucks begründet, und welche Rückschlüsse lassen sich daraus auf die hier gezeigten Arbeiten ziehen?

Zunächst kam dort die Aura eines Imperiums zum Tragen, das Bewußtsein von der historischen Bedeutung der Juwelen und ihrer engen Beziehung zum englischen Königshaus. Ein Faktor also, der ganz unabhängig von dem Schmuck besteht und nichts mit seiner Qualität zu tun hat.

Hinzu trat die Ehrfurcht vor der Kostbarkeit des Golds und der Steine (die bei den Kopien aus Glas waren) und das Staunen vor der handwerklichen Leistung.

Die handwerkliche Fertigkeit aber ist nur eine Voraussetzung für die Goldschmiedekunst, wie für jede andere Kunst, nicht mehr und nicht weniger!

Was hier in den Vitrinen ausgebreitet liegt, ist entstanden durch Schmieden, Treiben, Gießen, Löten, Ätzen und Granulieren (eine Technik, die nur noch selten beherrscht wird).

Franziska Kelz-Blank hat in ihrer 25-jährigen Tätigkeit eine hohe handwerkliche Perfektion erlangt, die ihr auch die Entwicklung neuer Techniken erlaubt. Ihr handwerkliches Vermögen reicht weit über die Arbeit eines Kopisten hinaus. (Die Gitterstruktur der Brosche, die Sie vom Plakat her kennen, konnte dank eines stufenweisen Ätzverfahrens erzielt werden.)

Schließlich, wie verhält es sich mit der Kostbarkeit? Die Hochachtung vor materiellen Werten ist so verständlich wie trivial. Teures Material allein garantiert noch nicht für hochwertige Dinge - das lehren uns oft genug die Auslagen der Geschäfte.

Wertloses Material kann zu teuren Objekten verarbeitet sein, wofür gerade die moderne Kunst viele Beispiele hat. In den Vitrinen hier finden Sie Federn, Muscheln und Schneckenhäuser, an sich nicht mehr als objets trouvées, wertlose Fundstücke. Kostbar werden sie nicht so sehr durch die Verarbeitung mit Gold und Edelsteinen, als durch die Gestaltung, die von der Idee bis zur handwerklichen Umsetzung reicht und den Rang eines Schmuckstücks festlegt. Das Besondere dieser Ausstellung liegt in der phantasievollen und perfekten künstlerischen Gestaltung jedes einzelnen Schmuckstücks.

Wenn Sie gleich durch die Ausstellung gehen, erfahren Sie selbst die Harmonie der Farbklänge, den Kontrast polierter Flächen mit rauhen Strukturen, die Dynamik, aber auch die tänzerische Leichtigkeit der Spiralformen. Form, Farbe und Material steigern sich zu barocker Sinnlichkeit.

Colliers, Broschen, Kettenglieder und Ringe bleiben nie flach, sondern sind immer plastisch, also dreidimensional geformt. Nehmen wir einen Ring: Wo sonst der gefasste Stein auf dem standardisierten Reif sitzt, läßt Kelz-Blank den Ringkopf aus der Ringschiene wachsen und beide zusammen eine organische Einheit bilden. Ring und Bronzeskulptur verkörpern das gleiche künstlerische Prinzip. Der Ring ist die Abgrenzung zwischen "autonomem" Kunstwerk und "angewandtem" Schmuckstück, zwischen Kunst und Kunsthandwerk ist aufgehoben. Kunst ist keine Frage der Gattung. Kicht erst der Hinweis auf ihre Bilder und Plastiken lassen Franziska Kelz-Blank als Künstlerin gelten, sondern die Eigenständigkeit und die Kraft ihrer Schmuckkunst.

Wir sollten die Hauptperson dieser Ausstellung über all den Reden nicht übersehen und ihr noch vor dem optischen und leiblichen Genuß für ein paar Sätze Gehör schenken.


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