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Staatsminister Schmidhuber, 1987    Ansprache des bayerischen Staatsministers Schmidhuber
   zur Eröffnung der Ausstellung

   „Phantasie + Präzision“
   - Schmuck - Skulpturen - Bilder -

   Bayerische Vertretung Bonn, 17. September 1987

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich heiße Sie zur Ausstellung "Phantasie + Präzision" von Franziska Kelz-Blank herzlich willkommen. Wir freuen uns, daß wir in Franziska Kelz-Blank eine der führenden deutschen Schmuckkünstlerinnen begrüßen können, der auch internationale Anerkennung zuteil geworden ist. Sie ist in Bamberg geboren und hat dort ihre ersten künstlerischen Eindrücke empfangen, lebt aber heute in Bonn. Zur fränkischen Wesensart kommt väterlicherseits ein altbayerisch-barockes Erbteil, das sich in ihrer Freude an Farbe und festlichem Glanz, an ihrem Sinn für das Unbegrenzte ausdrückt.

– Während bedeutende Maler und Bildhauer wie George Braque, Max Ernst oder Salvadore Dali auch Schmuck geschaffen haben, hat Franziska Kelz-Blank umgekehrt nach dem Vorbild von Benvenuto Cellini oder Albrecht Dürer das Handwerkliche der Goldschmiedin zur Kunst hin transzendiert, beides untrennbar miteinander verbindend.

– Ständig dringt sie in neue Gebiete vor, experimentiert mit neuem Material, seien es Naturobjekte, Kunststoffe, Leder oder Holz, schafft neue überraschende Raumgebilde, drückt ihre Ideen auch in der Sprache der Plastik oder Malerei aus.

Wird jede Malerei ganz automatisch zu Kunst gezählt, so dominiert bei der Schmuckherstellung die industrielle Massenfertigung. Schon guter handwerklicher Schmuck ist rar, noch kleiner ist der Kreis der kreativen Künstler. Die Geschichte des Schmucks wird von macherlei Vorbehalten begleitet. Sagt schon ein altes bayerisches Sprichwort: "A scheens Leit braucht koan Putz". Trotz solcher, wohl von sparsamen Hausvätern erfundenen Maximen, hat sich die schöne Bayerin nie vom Schmucktragen abhalten lassen. Zumindest besitzt sie ein Kropfbandl.

Begleitet Schmuck den Menschen von seinen Anfängen an, so spielt er auch in der Politik keine geringe Rolle: Man denke an die Wirkung von Kronjuwelen, an den Goldrausch der Konquistadoren, an die Halsbandaffäre, die das Klima für die französische Revolution vorbereitet hat, oder an die Brillanten ehemaliger Präsidenten unserer Tage. Der von Politikern bevorzugte Schmuck gibt den Künstlern freilich wenig Spielraum. Er ist ein ausgesprochenes Serienprodukt, nämlich der Orden. Eine Ausnahme gilt nur für die Bürgermeisterkette. Hier hat Franziska Kelz-Blank für die Stadt Sankt Augustin eine ganz neue, hochkünstlerische Form gefunden, die künftig Maßstäbe setzt. Zwar ist bei Männern der Schmuck im Vordringen, aber Politiker sind - auch wenn sie nicht schwarz sind - doch wenigstens auf diesem Gebiet konservativ. Nur wenige ganz Mutige ersetzen die obligate Krawatte durch den von Franziska Kelz-Blank erfundenen Halsschmuck.

Professor Lützeler hat einmal die Vorliebe von Franziska Kelz-Blank für das Wasser konstatiert. Der heurige Sommer muß daher für sie besonders produktiv gewesen sein. Unübersehbar sind die Schnecken- und Schraubenformen, vielleicht geradezu ein Signum ihrer Kunst. Schon Goethe erkannte in der Spirale eine Grundform der Natur, die Polarität und Steigerung miteinander verbinde. Wir treffen spiralige Gebilde von der Zellkernsubstanz bis zu den Sonnensystemen. Klingt hier die alte magische Bedeutung des Schmuckes wieder an?

Moderner Schmuck, so originell und schön er sein kann, wird bisher noch wenig gesammelt. Die meisten Sammler dringen nur bis zum Jugendstil und zur Art deco vor. Verglichen mit den Preisen moderner Bilder sind die des Schmuckes noch moderat, ganz ungeachtet des oft wertvollen Materials. Hier besteht die Chance, das eine oder andere Stück zu erwerben. Zwar liebt Franziska Kelz-Blank mit Recht ihre eigenen Werke, aber es ist doch nicht zu befürchten, daß sie, wie der Juwelier Cardillac in der Novelle ihres Landsmannes E. T. A. Hoffmann, sich davon nicht trennen kann und sich die schönen Sachen mit dem Dolch im Gewande wieder zurückholt.

Ich wünsche der Ausstellung den besten Erfolg und darf nun das Wort an Dr. Ruth Diehl weitergeben, die in die Ausstellung einführen wird.


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