Es war Liebe auf den ersten Blick. Und so transportierte sie Kunigunde, die Pariserin aus Bamberg, wohlgepolstert im Kofferraum nach Bonn, um sie dort als Schmuckmodell in ihre Dienste zu stellen. Seither herrscht Kunigunde mit dem makellosen Dekolleté, in dem immer neue erlesene Colliers funkeln, wie eine stolze Königin über ihr kleines, aber feines Schmuckmuseum im eigenen Bad Godesberger Atelierhaus.
Und ist sichtbarer Beweis für die enge Beziehung, die sie zu ihrer Heimatstadt Bamberg bis heute hat – sie, Kunigundes Entdeckerin Franziska Kelz-Blank, die international renommierte Schmuckkünstlerin. In Bamberg leben Verwandte, Freunde, Sammler und Auftraggeber, in Bamberg holt sie sich (außer Fundstücken wie Kunigunde) Inspirationen für ihre schöpferische Arbeit, in Bamberg begann vor genau 40 Jahren ihre Gold- und Silberschmiedelehre (seit 30 Jahren ist sie Meisterin in diesem Fach).
Das war der Anfang einer Karriere, die eindrucksvoll zeigt, dass es gelingen kann, die vorwiegend in den Köpfen vorhandene Trennungslinie zwischen Kunst und Kunsthandwerk zu überwinden, wenn man das Außergewöhnliche wagt.
Mit ausgefallenen Ideen, virtuoser Umsetzung der Fantasien in Form und Materie, präziser Beherrschung unterschiedlichster Techniken und Materialien. Ob Jahrtausende alte Handwerkskunst oder moderne Feinmechanik, ob Esse oder Elektronik, Lötkolben oder Laser: Franziska Kelz-Blank geht souverän damit um, ihre Werkstatt setzt die Besucher immer wieder in Erstaunen.
Erst recht ihre Materialsammlung, die neben den erwarteten Edelmetallen und -steinen, Perlen und Mineralien auch Korallen und Kunststoffe, Schneckenhäuser und Muscheln, Haare und Hölzer, Federn und Tierzähne enthält: Raritäten, von Reisen mitgebracht oder von Bekannten zugeschickt; manchmal in der Hoffnung, es in einem ganz besonderen, unverwechselbaren Schmuckstück wiederzufinden. Ein durchaus verständlicher Wunsch an eine Künstlerin, die Schmuck nicht nur als schönes Beiwerk begreift, sondern als individuellen Ausdruck
Diese Individualität künstlerisch zu interpretieren, erfordert viel Einfühlungsvermögen. Der Schmuck von Franziska Kelz-Blank hebt seinen Träger hervor, unterstreicht dessen Einzigartigkeit, lebt mit ihm, verändert sich mit ihm, wird vielleicht sogar ein Teil von ihm. Das ist eine klare Absage an steriles Design und stereotype Wiederholung, das ist auch mehr als bloße Ästhetik. Beweglichkeit, Variabilität und Alltagstauglichkeit sind wichtige Kriterien, an denen die Künstlerin ihre Entwürfe misst. Für die Qualität der Ausrührung garantiert ihr solides handwerkliches Können.
Schließlich ist sie in Bamberg in eine gute Schule gegangen. Hier lernte die 1946 Geborene malen (bei Anna Löffler-Winkler), modellieren und musizieren, hier nahm sie Tanzunterricht, sammelte Steine und machte in der Werkstatt des Vaters, eines Hochfrequenztechnikers, erste handwerklich-technische Erfahrungen, ehe sie sich für das Goldschmiedehandwerk entschied. 1965 Gesellenprüfung in Bayreuth, 1971 Meisterprüfung in Koblenz, dazwischen und danach u. a. gemmologische Studien, ein längerer Aufenthalt in den USA mit Übernahme einer Werkstattleitung, Ausstellungen (auch als Metallbildhauerin), öffentliche Aufträge.
Die „Außenseiterin des Kunstmanagements“, wie sie der „Fränkische Sonntag“ einmal genannt hat, ging konsequent ihren Weg und hatte damit Erfolg. Sie gewann mehrere internationale Wettbewerbe, ihre Arbeiten befinden sich heute in verschiedenen Sammlungen im In- und Ausland.
Und sie konnte sich mit dem Erwerb einer Gründerzeitvilla in Bad Godesberg einen Traum erfüllen: wohnen und arbeiten unter einem Dach, dazu ein idyllischer Künstlergarten, in dem auch Rosen wachsen (in Erinnerung an Bamberger Rosengartentage mit der Oma). Wie das Schmuckmuseum mit seiner Präsentation ausgewählter Unikate unter Kunigundes geheimnisvollem Blick, die Werkstatt und die Bibliothek steht auch er den Besuchern offen, die – muss man es noch eigens betonen? – besonders herzlich begrüßt werden, wenn sie aus Bamberg kommen.
Sie können sich davon überzeugen, dass diese mädchenhafte Frau in Latzhose auch nach vierzig Berufsjahren noch voller Energie und Ideen steckt. Ihren schönsten Auftrag aber bekam Franziska Kelz- Blank in diesem Jahr: Trauringe für die einzige Tochter und deren Mann. Sie wählte zwei verschiedenfarbige Metalle und fügte sie ineinander wie die Teile eines Puzzles. ♦