Freitag, 29. Juli 2011 FEUILLETON GENERAL-ANZEIGER

Die Freude am Experiment

Franziska Kelz-Blanks „Schmuckmuseum Bonn“ feiert Jubiläum

Von Angelika Storm-Rusche

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Schon der Außenbau dieser ausgeklügelt ästhetisch restau­rierten Villa in der Beet­hoven­allee verspricht ebenso konsequent konzipierte Innenräume. Tatsächlich setzen sich hier die klaren Linien, der Verzicht auf Buntheit fort. Farbe und Glanz bringen schließlich die vielen exklusiven Juwelen, die Franziska Kelz-Blank darin prä­sen­tiert. Sie vor allem sollen Wirkung zeigen. Denn die Goldschmiedin hat vor zehn Jahren – und dieses Jubiläum ist ein Grund zur Rück­schau – das „Schmuck­museum Bonn“ gegründet.

So ganz verdient diese Einrich­tung die Definiton als Museum frei­lich nicht; Franziska Kelz-Blank näm­lich zeigt hier ausschließlich eige­ne Kreationen. Allerdings hat sie ande­renorts längst Ausstellungen auch mit historischem Schmuck reali­siert; und sie hat eine stattliche Schmuck­bibliothek aufgebaut.

Ziel dieser Initiativen war nicht allein die Präsentation ihrer viel­fäl­tigen Produkte; vielmehr wollte die Goldschmiedin auch das Bewusst­sein der Öffentlichkeit für die An­ge­wandte Kunst, also das solide zweck­gebundene Kunsthandwerk, schär­fen, das nach ihrem Bekunden – im Vergleich mit den zweckfreien Küns­ten – zu wenig Wertschätzung erfährt. Und Kunsthandwerk versteht sie ganz traditionell:
 

Stabnadel grünblau

Prächtige Stabnadel.

als Herstellung künstlerisch und handwerklich anspruchsvoll gestal­te­ter Objekte, und dies nach eigenen Entwürfen und in einer eigenen Werkstatt.

Dass Franziska Kelz-Blank es be­herrscht, lässt sich den Colliers, Rin­gen und dem Ohrschmuck in den Schaukästen ihres privaten Museums ablesen. Vorausgegangen ist neben mehrjährigem Tanzunterricht eine gründ­liche Ausbildung, die sie 15- jährig offiziell im Jahre 1961 – also noch ein Jubiläum! – mit einer Gold- und Silberschmiedelehre in der Hei­matstadt Bamberg begonnen und durch Unterricht in Zeichnen und Ge­staltungslehre vertieft hat. Gesel­len- und Meisterprüfung folgten 1965 und 1971.

Und aus Bamberg, dieser schönen mittelalterlichen Stadt in Ober­fran­ken, stammen auch ganz wesentliche schöpferische Impulse der Form­fin­dung. Hier haben die Architektur und ihr Skulpturenschmuck den Blick für die Dreidimensionalität in den Künsten geschult.

Erfahrung und Experimentier­freu­de haben seitdem die Meisterin, die gelegentlich Grenzen zur großforma­ti­gen Bildhauerkunst überschreitet, zu ungewöhnlichen Schmuck­stüc­ken be­flügelt: Beispielsweise zu ihren zwei Finger überspannenden Doppel­rin­gen oder dem durch Ge­hänge wandelbaren Ohrschmuck. Of­fenbar schätzt die Goldschmiedin variable oder gar kinetische Juwelen.

Exklusivstes Beispiel ist gewiss das Ensemble aus einer mit rosa­farbenen Saphiren besetzten rosigen Schneckenscherbe, in deren Mitte eine der raren exotischen Conch-Pink-Perle prangt. Dieses Juwel lässt sich über zwei Nadeln anstecken oder mit einem Collier aus gold­gefassten Korallen verbinden. Ange­sichts einer solchen Kreation „leidet“ die Gold-

 

Haus des Schmuckmuseums

Schmucke Immobilie: Das kleine Museum
 

schmiedin unter dem aus einer Novelle von E.T.A. Hoff­mann abgeleiteten „Cardillac“-Syn­drom. Da­nach ermordete der Pariser Gold­schmied Cardillac seine Kunden, um ihnen seinen Schmuck wieder ent­wenden zu können. Die Trennung von solchen Stücken fällt eben schwer. Aber es entstehen ja unter ihren Händen stets neue Objekte; denn an einen Ruhestand will die passionierte Tänzerin erst gar nicht denken.
 

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Schmuckmuseum, Beethovenallee 61 Bonn – Bad Godesberg, nach Ab­sprache (0228) 36 19 56. Infor­ma­tionen:     www.schmuckmuseum-bonn.de