Goldschmiede Zeitung - August 2010

EIN LEBEN FÜR DIE
SCHMUCKKUNST

2001 eröffnete das Schmuckmuseum in Bonn. Gründerin ist die Goldschmiede-
meisterin Franziska Kelz-Blank. Sie möchte bei ihren Besuchern die Wahrnehmung
für künstlerisch gestalteten und handwerklich hergestellten Schmuck schärfen.
Ohrschmuck mit Wechselverschluss aus 750 Gelbgold
Ohrschmuck mit
Wechselverschluss
aus 750 Gelbgold
Eifrig nimmt sie einen Ring aus der Vitrine, stellt ihn kurze Zeit später wieder an seinen Platz, geht schnellen Schrittes auf ihr Bü­cher­regal zu, greift gezielt hinein und kommt in Windeseile mit aufgeschlagenem Buch zu­rück. Franziska Kelz-Blank steht unter Strom. Sie wirbelt von einer Ecke des Zimmers zur nächsten, demonstriert ihre Schmuckstücke, erzählt von deren Entste­hung und holt ent­sprechende Literatur hervor. Man merkt es dieser kleinen, rot­haarigen Frau sofort an: Sie lebt für ihren Beruf.

Vor 50 Jahren hat die heute fast 65- Jährige eine Gold- und Silberschmiedelehre in ihrer Heimatstadt Bamberg begonnen und seitdem mit ihrer Arbeit neue Wege beschritten. „Mein Motto lautet: Alles geht. Ich experi­mentiere ständig und paare künstlerische Fantasie mit virtuosem Handwerk“, sagt Franziska Kelz- Blank und zeigt einen ihrer Doppelringe. Auf zahlreichen Ausstellungen war sie präsent, viele internationale Wett­bewerbe hat sie gewonnen und sogar 1977 die Bürger­meisterkette von Sankt Augustin gefertigt.

Auch mit ihrem Schmuckmuseum beschreitet sie neue Wege. „Die Eröff-

Ring mit bewegl. Augenachat / Doppelring mit bewegl. Rollsiegel aus Persien
Ring mit beweglich
eingebautem Augen-
Achat
 
Doppelring mit dreh-
barem Rollsiegel
aus Persien
nung war mir eine Notwendigkeit. Ich möchte gegen die Missachtung der Schmuckkunst in der Öffentlichkeit vor­gehen und den Gegensatz zur Serienware verdeutlichen.“ In einer Gründerzeitvilla im Bonner Stadtbezirk Bad Godesberg lebt und arbeitet Franziska Kelz-Blank nicht nur, sondern stellt hier auch ihre derzeit 110 Schmuckstücke aus und verkauft sie in die ganze Welt. In einer kleinen Leseecke kann von ihrer gewaltigen Buchsammlung Gebrauch gemacht werden.

Die Resonanz auf ihr Schmuckmuseum ist enorm. Vor kurzem hat sie zum wiederholten Male Kunden aus Chile empfangen. Gäste können sich telefonisch anmelden und erhalten dann neben einer detaillierten Führung, die bis zu fünf Stunden dauern kann, einen frisch aufgebrühten Tee aus Gartenkräutern. „Das Paradies auf Erden. So hat mal ein Gast meinen Garten bezeichnet“, sagt die Museumsgründerin. Es ist kaum vorstellbar, dass Franziska Kelz-Blank ruhig

Porträtbüste von Friedrich Beer mit Spitzenkragencollier
Porträtbüste
von Friedrich
Beer mit Spit-
zenkragen-
Collier
und geduldig an ihrer Werkbank sitzen kann. „Oh doch, das geht, und genau das ist auch der Widerspruch in mir. Einerseits bin ich ein sehr lebhafter Mensch, der jeden zweiten Tag aufs Tanzparkett muss, andererseits brauche ich das konzentrierte, alleinige Arbeiten in meiner Werkstatt.“

Schicksalhafte Autopanne

Angefangen hat alles im zarten Alter von neun Jahren, als ihre Familie auf dem Weg von Bamberg nach Trier war und ausge­rechnet in Idar-Oberstein eine Autopanne hatte. Um sich die Zeit zu vertreiben, spielte die kleine Franziska am Idarbach, fischte einen Stein nach dem anderen aus dem Wasser. Von diesem Zeitpunkt an war sie fasziniert von der Welt der Edelsteine. Ihr Vater kaufte ihr Bücher und ermöglichte ihr Zeichenunterricht. Das akribisch während der Goldschmiede­ausbildung geführte Wochenberichtsheft lässt erahnen, wie viel Spaß Franziska Kelz-Blank das Zeichnen bereitete. Die Begeisterung lebt noch heute in ihr. Jedes ihrer Schmuckstücke ist ein Einzelstück und wird mit großer Leiden­schaft gefertigt: „Ich arbeite mit rauchendem Kopf, als ob es um mein Leben ginge“,